Zeitungsartikel von Mittwoch den 01.Februar 2012 aus dem Main Echo

 

Sitzung der Stockstädter Turngemeinde

Stockstadt Viva Brasil! Eine solche Show hat es im Stockstädter Fasching noch nie gegeben. Drei Schönheiten vom Zuckerhut brillierten am Wochenende in einer grandiosen Vorstellung. Organisator Gerald Weiglein und die Verantwortlichen der Turngemeinde hatten von der Gastspielreise einer brasilianischen Samba-Truppe durch Rheinland-Pfalz erfahren und die Frauen für die närrische Sitzung verpflichtet. Das Publikum geriet schier in Ekstase, die Narrhalla verwandelte sich in ein Tollhaus, der Beifall wollte kein Ende nehmen. Es war der unumstrittene Höhepunkt einer Veranstaltung, die keine Schwachpunkte hatte. Die Jecken im Saal und das nach einer gemeinsamen Tanzeinlage schwer atmende Siebener-Komitee werden sich noch lange daran erinnern.
Gebastelte Orden
Bereits vor dem Startschuss durfte der TG-Vorsitzende Alexander Rauh zufrieden verkünden: »Zweimal ausverkauftes HausZum kleinen Jubiläum (fünf Jahre Fasenacht bei der TG Stockstadt) bastelten die Kinder vom Regenbogenland erstmals Orden. Die Auszeichnung mit der Nummer eins erhielt Gerald Weiglein.
Der schlagfertige Sitzungspräsident Joachim Dietz sorgte gleich zu Beginn für große Heiterkeit, als er feststellte: »Stockstadt ist weltweit die einzige Gemeinde mit einer Kirche, die vollbiologisch aufgebaut ist.« Gemeint war die geplante evangelische Friedenskirche, auf deren vorgesehenem Gelände bisher nur Unkraut sprießt. Stockstadt habe es außerdem geschafft, ohne Bürgerbegehren einen Flughafen im Ort zu installieren - eine Anspielung auf die glimpflich verlaufene Notlandung eines Sportflugzeugs im August in der Großostheimer Straße.
Hervorragende Büttenredner und glanzvolle Tanzdarbietungen prägten die Veranstaltung. So zog Eberhard Rausch (Turngemeinde) in seiner unnachahmlichen Art als »Hardy der Bruchpilot« das lokale Geschehen durch den Kakao und sparte nicht mit humoristischen Seitenhieben auf die örtliche Politprominenz. Er kürte Bürgermeister Peter Wolf (CSU) zum Brückenprinzen und die mittlerweile zu den Freien Wählern gewechselte Vertreterin Jutta Herzog zur Brückenprinzessin.
Der begnadete Karnevalist ließ kein gutes Haar an den Behörden, die für die Sanierung der Gersprenzbrücke (Kreisstraße AB 16) zuständig sind: »Unter Ausschöpfung sämtlicher Fördergelder wird ausgebaut die Gersprenzbrück, vom Kreis umgebaut für einen 60-Tonnen-Schwerlastverkehr, da werste doch verrückt«, stichelte der Büttenredner. Und weiter: »Es foarn scho genug 16-Tonner durch den Ort, jetzt komme auch noch die Kolosse, dabei habt ihr uns hoch und heilig versproche, ihr wollt es bei den 16-Tonnern belosse.«
Eine gelungene Premiere in der Bütt’ hatten Herbert Venuleth und Ehefrau Hedi vom Arbeitergesangverein Stockstadt (AGV). Als der Ehemann von einem Nachtausflug nicht zurückkommt, jammert sie: »Mein Herbert war doch en gute Tropp, hat nur soi Sänger in soim Kopp. Und außer dene - damit ihrs wisst, liebt er auch soi Flimmerkist.« Als der Gatte angesäuselt zu seiner Frau zurückkehrt, schließt das Paar wieder Frieden und besucht gemeinsam die TG-Sitzung.
Marion Gopp-Wolters (AGV) und Josef Pawel (TG) starteten erfolgreiche Angriffe auf die Lachmuskeln der Besucher. Monika Stolzenberger (Stockstadt) berichtete von ihren Erfahrungen als »e Fraa von em Fußballfan«. Der hessische Import Horst Skowronek (Hassia Hanau) beklagte sein trauriges Dasein als »ein Rentner« und Karin Rückert vom Aschaffenburger Karneval-Klub Kakadu fesselte die Besucher mit dem Vortrag »Mein Traummann«.
A-Team und Funkenmariechen
Die TG-Tanzgruppen Starlight und A-Team begeisterten auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Mit hervorragenden sportlichen Leistungen wartete das TG-Männerballett auf. Großartig waren auch die Auftritte der Stadtgarde Aschaffenburg und von Funkenmariechen Eva Urgibl. Diese Darbietungen ergänzten das Männerballett aus Dorfprozelten und die Gruppe Five or More aus Goldbach.
Die TG-Oldies unter der Leitung von Gerhard Buhleier trieben schon zu Beginn der Sitzung die Stimmung im Saal auf die Spitze. Die Kapelle Trio Fenomenal unter Willibald Duttine verkürzte die Pausen mit Schunkeleinlagen und spielte bis in die frühen Morgenstunden zum Tanz auf.
Der Siebenerrat - Sitzungspräsident Joachim Dietz, Marion Hieronymus, Klaus-Dieter Hollstein, Josef Pawel, Elmar Oberle, Reiner Kneisel und Alexander Schell - hatte das närrische Geschehen im Griff.